Fliegen lernen
Fliegen lernen

Mein Name ist Moritz Seeburger. Ich bin 25 Jahre alt und studiere derzeit an der Akademie  der bildenden Künste Wien. 

In der Vergangenheit verlor ich meinen Vater an Krebs. Der erste plötzliche und große Umbruch in meinem Leben. Daraufhin verbrachte ich Jahre verloren im Konsum. Ständig auf der Jagd nach Ablenkung und Stillstand.  Aus diesem Loch der temporären Freude auszusteigen, erforderte viel Kraft. Durch die Bereitschaft, meine Komfortzone zu verlassen, lernte ich viele kreative und einzigartige Menschen kennen.  Jedoch war es schwer mit den Gedanken und Ängsten zu kämpfen, die ich jahrelang beiseite schob. Die Angst davor, wie mein Vater zu enden, fraß mich auf, besonders nachdem ich meinen Körper so lange wie ein Wrack behandelt hatte. In der Verzweiflung schuf ich mir ein Alter Ego, ein Waisenkind, aufgewachsen im Großstadtdschungel, ganz ähnlich wie die Wolfskinder, das Krähenkind. Furchtlos und mit objektivem Blick stellt es sich dem natürlichen Lauf. Für ihn gibt es keine Monster. Unter seiner Maske fühlte ich mich stark.

Die Pandemie zog mich wieder in das Loch zurück. Abgeschottet von allem war ich alleine mit meinen Gedanken. Das zwang mich dazu, meine eigene Psyche zu  erkunden. Meine Kunst gab mir die Möglichkeit, mich auszudrücken. Doch vieles, was ich in mir fand, führte nur zu mehr Problemen. Den Drogen nein zu sagen war das Schwerste. Gegen alle Übel schaffte ich es. Ich wurde an der Akademie aufgenommen und befand mich endlich dort, wo  ich hin wollte. Jedoch ohne jegliche Möglichkeit, meine Kollegen kennenzulernen. So gab es wieder nur mich,  meinen Laptop, meine Gedanken und die Malerei. Reduziert auf diese Notwendigkeiten traten immer mehr persönliche Werke in den Mittelpunkt. Die Gedanken wurden direkt auf die Leinwand  gebracht. Viele Werke tragen Geschichten in sich. Geschichten über Depression. Das Ringen mit ihr bis hin zu derer Überwindung und dem Wiederaufblühen.

Es ist mir wichtig, durch meine Arbeit, Menschen dazu anzuregen, sich selbst auf den Pfad der Selbsterkundung zu begeben, “Nein” zu einem exzessiven, abgeschotteten Lifestyle zu sagen und eine Therapie in Erwägung zu ziehen. Der springende Punkt liegt für mich in der Vermittlung des Bewusstseins, dass sich alles jederzeit verändert. Es ist produktiver, diese Transformation anzunehmen und zu akzeptieren, anstatt sich vor ihr im Nest zu verstecken. Es ist Zeit, das Nest zu verlassen und fliegen zu lernen.                       

www.instagram.com/kraehenkind/

Datum

07. Februar 2023
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Zeit

15:00 bis 21:00

Eintritt

Eintritt Frei!

Ort

Galerie Frank
Himmelpfortgasse 12, 1010

Weitere Informationen:

U3 Stephansplatz - U3 Herrengasse - U1 Karlsplatz