Jahrelang war die Geschichte Gyula Zilzers, eines berühmten Bohème-Malers, ein Rätsel. In diesem Konzert des Wiener Kammerorchesters Camerata Masaot werden Sie auf eine fesselnde künstlerische Reise entführt, die am Ende des 19. Jahrhunderts im pulsierenden Zentrum der Österreichisch- Ungarischen Monarchie beginnt, in Paris fortgesetzt wird und in New York City endet. Entdecken Sie, wie sich Zilzers ästhetisch Sprache mit seiner biographischen Entwicklung veränderte und transformierte. Das Konzert wird sich vom Expressionismus über die Pariser Musik schließlich zur amerikanischen Musik hin bewegen.
Seiner Zeit weit voraus, stellte sich Zilzers Œuvre vehement dem Faschismus entgegen und ist bis heute ein Zeugnis von Anstand, Toleranz, Humanismus und kulturellem Streben. Diese musikalische Ausstellung ist den Lebensabschnitten Gyula Zilzers gewidmet und wird von einer umfassenden Moderation begleitet, die versucht den Zusammenhang zwischen der gespielten Musik und seiner Kunst zu erklären.
Kapitel I – Die Österreichisch-Ungarische Monarchie (1897-1924)
Der erste Teil des Konzerts wird sich auf die Zeit Zilzers in Budapest und seine Anfänge als aufstrebender Künstler konzentrieren. Gyula Zilzer wurde 1898 in Budapest geboren, auf dem Höhepunkt des Reichtums, der Dekadenz und Selbstgefälligkeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Die Camerata Masaot wird unter anderem Musikstücke des ungarischen Komponisten Béla Bartók und des österreichischen Komponisten Arnold Schönberg aufführen. Béla Bartóks “Rumänische Volkstänze” veranschaulichen diesen Höhepunkt des eurozentrischen Nationalismus und zeigen die tiefe Verbundenheit mit der ungarischen Kultur der damaligen Zeit. Zilzers expressionistische Sprache, die ihn mit der österreichisch- ungarischen Avantgarde verband, wird in Schönbergs musikalischem Übergang von der Romantik zum Expressionismus spürbar. Während Schönbergs erste Kompositionen noch ausgesprochen romantisch waren, wurde er schließlich zu einem Pionier der expressionistischen Musikbewegung.
Kapitel II – Paris (1924-1932)
Der zweite Teil des Abends versetzt das Publikum nach Paris, wo Zilzer bis 1932 lebte. In der pulsierenden Hauptstadt Frankreichs verfeinerte Zilzer sein künstlerisches Portfolio und konzentrierte sich vor allem auf urbane Pariser Landschaften. Zu Ehren der Pariser Zeit des Künstlers bekommt das Publikum französische Lieder Francis Poulencs zu hören, die das dynamische Leben im Paris der 20er und 30er Jahre abbilden.
Kapitel III – Krieg
Ab 1929 nahmen Zilzers Werke zunehmend antifaschistische Züge an. In einer Ausstellung im Jahre 1932 in Amsterdam präsentierte er sein Album “Gaz”, eine Sammlung von Werken, die gegen den Einsatz von Gas als Form der Kriegsführung gegen die Zivilbevölkerung protestierte. Als Künstler, der seiner Zeit voraus war, sah Gyula Zilzer die Schrecken des Holocaust vorher. Die kraftvollen Illustrationen des Künstlers werden von der Musik des jüdischen Komponisten und Bohèmiens Gideon Klein begleitet, der das musikalische Leben im Konzentrationslager Theresienstadt anführte, wo er seine letzten Kompositionen schrieb.
Kapitel IV – Amerika (1932-1969)
Der letzte Teil des Konzerts befasst sich mit Zilzers Immigration und Leben in den Vereinigten Staaten von Amerika. Zilzers künstlerische Sprache war zu jener Zeit äußerst vielfältig und bewegte sich zwischen abstrakten Werken, Gemälden der Skyline von New York City und dem Leben der Bauern in den USA. Dementsprechend wird das Orchester die Diversität der amerikanischen Musik zeigen, mit Kompositionen der renommierten amerikanischen Komponisten George Gershwin, Aaron Copland und Samuel Barber.
